Der Mensch ist mit allem ausgestattet, was er braucht, um ein vollkommenes Leben zu führen. Was ihm von Glück, Frieden und Freude trennt ist sein Ego.
Es ist die Fortsetzung des Texts aus dem Buch "Der innere Reichtum, Die Weisheit hinter Ayurveda, Yoga und Vedanta" von Swami Chidananda. (Den Anfang finden Sie hier.)
Der Weg zu Glück, Frieden und Freuden
Was Sie aus Ihrem Leben letztendlich machen, wird davon abhängen, wie Sie dieses irdische Vehikel in Form von Körper, Sinnesorganen und Geist nutzen. Die Sinne wurden dem Menschen als Zugangswege zu der Welt der Dinge gegeben, um Wissen zu erlangen und ein Leben in Verständnis und Weisheit zu ermöglichen. Wenn Sie die Sinne zu Instrumenten des Genusses degradieren, dann wird Sie das zum Sklaven Ihrer Lüste und Triebe machen. Das Resultat wird Leid und Schmerz sein.
Die Kunst und die Wissenschaft des richtigen Lebens bestehen darin, zu verstehen, wie man sowohl auf der materiellen als auch auf der spirituellen Ebene Erfüllung findet und wie man ein Gleichgewicht zwischen den beiden herstellen kann. Die beiden sollen sich gegenseitig stützen – das innere Tauziehen ist nicht zwingend. Wenn es Ihnen gelungen ist, diese beiden Ebenen auf konstruktive und kreative Weise miteinander zu verbinden, dann wird Musik aus Ihrem Leben kommen.
In ähnlicher Weise wurde der Geist dem Menschen gegeben: um die Welt zu beobachten, um sein Leben zu verstehen und um Wissen zu entwickeln. Wenn der Mensch jedoch zulässt, dass der Geist mit seinen Begehrlichkeiten und Wünschen das Bewusstsein beherrscht, wird sein Verhalten zur Quelle von Kummer und Leid, weil er im Netz des endlosen Verlangens gefangen bleibt.
Die Frage lautet: Wer ist der Herr im Hause Ihres Geistes?
Das Begehren kann von Natur aus nie vollständig befriedigt werden. Während man es befriedigt, wird es immer stärker. Das haben die erleuchteten Weisen entdeckt und sagten: „Ein Wunsch, der einmal im Geist geweckt wurde, kann niemals durch seine Erfüllung gezügelt werden. Je öfter man ihn befriedigt, desto mehr verstärkt und vergrößert er sich. Wünsche kann man nur überwinden, wenn man über sie hinauswächst.“ Aber wie kann man das erreichen?
Das geschieht durch philosophisches Verständnis und durch die Kenntnis der höheren Natur des Menschen. Man erkennt: „Ich bin vollständig und vollkommen. Die Natur meines Selbst ist Glückseligkeit. Um Glück zu verspüren, brauche ich nicht der Erfüllung von Wünschen hinterherzulaufen. Ich weiß, dass die Freude aus meinem eigenen inneren Selbst kommt.“
Wenn man jedoch stattdessen seinen Geist zu einer Spielwiese für Wünsche und Sehnsüchte macht, bleibt man im Netz des Begehrens gefangen und erschafft sein eigenes Elend und Leid. Selbst wenn so jemand hundert Geburten über Jahrtausende durchmacht, wird er nie in der Lage sein, die endlosen Wünsche zu befriedigen und Glück zu finden. Die Sehnsüchte müssen geläutert, bezwungen und transzendiert werden, denn dies ist der einzige Weg zu Glück, Frieden und Freude. Aber wer lehrt dies unsere Kinder? Wer macht dieses Wissen zum Inhalt der Bildung? Kein Wunder, dass die Menschheit so unglücklich ist!
Haben Sie in der Schule über die Methoden eines glücklichen Lebens gelernt?
Ein weiterer großer Fehler im menschlichen Leben besteht darin, den Verstand vom Ego vereinnahmen zu lassen. Die Funktion des Verstandes ist es, den Geist zu lenken und zu führen, damit dieser in die richtige Richtung geht. Aber durch Unwissenheit und mangelnde Einsicht kann der Verstand vom Ich-Bewusstsein beherrscht werden. Das passiert, wenn unsere Älteren, Eltern und Lehrer uns kein Wissen mitgegeben haben, wie wir unser Leben sinnvoll gestalten sollen. Der Verstand pervertiert dann zum Mittelpunkt des Egoismus.
Wenn dies geschieht, ist er nicht mehr in der Lage, seine Rolle als regierendes Prinzip in unserer Psyche zu spielen. Er kann das Denk- und Empfindungsorgan (die Erläuterungen zu den Organen des Geistes finden Sie in dem Buch) weder führen noch kontrollieren. Im Gegenteil, er wird von Selbstzufriedenheit beherrscht und läuft den Wünschen nach. Das Streben nach Vergnügen wird zu seiner Haupttätigkeit und der Mensch erlebt einen Niedergang, während die Sinne sich austoben.
Ein derart pervertierter Verstand wirft alle gesunden Überlegungen in den Wind und will nur seine egoistischen Ziele erreichen. Wenn das Ich-Bewusstsein sich mit selbstsüchtigen Wünschen identifiziert und den Verstand beherrscht, verstrickt sich das Denk- und Empfindungsorgan gänzlich in das Netz des Begehrens und das Leben des Menschen entgleist völlig. Ein solch fehlgeleiteter Verstand kümmert sich nicht um moralische Prinzipien oder ethische Normen. Ohne diese verkommt das Leben zu einem animalischen Vorgang. Ethische Normen und moralische Kriterien sind das, was das menschliche Leben dem der Tiere überlegen macht.
Menschlicher Geist ist ein Set von Werkzeugen und man kann lernen, sie gekonnt zu seinem Wohl zu benutzen.
Wenn also der Verstand unter dem Einfluss des Ich-Bewusstseins steht, wird der Mensch nicht mehr in der Lage, seine göttliche Bestimmung zu verfolgen. Wenn er dies aber klar erkennt, kann er seine Fehler korrigieren und die bisher fehlgeleiteten Schritte zurückgehen. Wenn er sein Denk- und Empfindungsorgan und seinen Verstand als Werkzeuge seiner Evolution einsetzt, um in der Erkenntnis seiner inneren Natur zu wachsen, werden diese geistigen Organe zu Segen und zu einem Aktivposten in der Unternehmung seines Lebens.
Andernfalls wandern sie als Verbindlichkeiten auf die andere Seite der Bilanz und der Mensch leidet darunter. Was noch schlimmer ist: Sein Evolutionsprozess wird verzögert. Von Begierde versklavt und vom selbstsüchtigen Ego beherrscht setzt er seinem Aufwärtsprozess ein Ende, wodurch er Gottes Plan durchkreuzt. Der Mensch wird zu seinem eigenen Feind und zum größten Hindernis bei der Erfüllung seiner göttlichen Bestimmung.
Falls Sie Interesse an anderen Texten des Buches "Der innere Reichtum, Die Weisheit hinter Ayurveda, Yoga und Vedanta" von Swami Chidananda haben, verweisen wir auf die Webseite des Verlages.
Eine ausführliche Erklärung zu den Organen des Geistes finden Sie außerdem im Buch "Redesigning Civilization, wie erschaffen wir die westliche Zivilisation neu?" von Alan. P. Stern.
Zum Anfang des Textes gelangen Sie hier.
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