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Alan P. Stern

Treibstoff unserer Wirtschaft

Aktualisiert: 8. Feb.


Das System der Wirtschaft hat sich von alleine entwickelt. Wir gehen davon aus, dass es Gesetzen unterworfen ist, die den Naturgesetzen gleichen: Wir beschreiben sie nur, versuchen sie nicht zu ändern. Es ist auf kontinuierliches Wachstum und maximalen Ertrag ausgerichtet und ein Teufelskreis aus Gier und Produktion von Gütern. Bei begrenzten Ressourcen muss ein ständiges Wachstum zum Kollaps führen – das ist eine simple Erkenntnis der Systemwissenschaft; und gesunder Menschenverstand dazu. Je schneller das Wachstum, umso rapider der Zusammenbruch.


Überreste einer alten Zivilisation. Münzen.

Gier


Das Verlangen nach mehr, die Gier, ist eines der stärksten menschlichen Gefühle. Die Gier ist eine mächtige Kraft, die unser Verhalten fortdauernd beeinflusst; Gier nach mehr Geld, mehr Besitz, nach mehr Sinnesbefriedigung, mehr Anerkennung, mehr Zuneigung der geliebten Person. Wir haben nie genug von dem, was wir als anstrebenswert oder angenehm empfinden. Gier treibt uns unser ganzes Leben – bis vor die Tore des Todes, wo wir alles das, was wir für so wichtig erachtet haben, ersatzlos abgeben müssen.


Eine der wichtigsten Ursachen für den Siegeszug westlicher Wirtschaft ist, dass wir die Gier sanktioniert und zu einer Tugend erklärt haben. Das rührt von dem Trugschluss her, dass unser Glück von außen zu uns kommt; auf die Ökonomie bezogen vom Geld und von Gütern. Wir gehen davon aus, dass die Gier den Einzelnen dazu treibt, mehr zu arbeiten und dadurch mehr Werte zu schaffen, und dass die Gesellschaft davon profitiert. Sie sei also moralisch gesehen gut. Das hat in Menschen enorme ökonomische Energie entwickelt. Gier ist der Treibstoff unserer Wirtschaft.


Der Grundgedanke des Kapitalismus ist, dass Gier gut ist. Dieser Glauben ist das eigentliche Problem der kapitalistischen Wirtschaft.

Genauso effektiv, wie diese Vorstellung die Produktion von Gütern angetrieben hat, hat sie die Moral geschwächt. Aus ihr folgt nämlich, dass das Streben nach Eigennutzen gut ist – um die anderen, um die Lebensumgebung wird sich eine unsichtbare Hand kümmern: der Markt, der Staat, auf jeden Fall nicht ich.


Alles hat seinen Preis (um in der Sprache der Wirtschaft zu bleiben). Wir sehen mittlerweile den Preis, den wir mit unserer Umwelt und unserer geistigen und zunehmend auch körperlichen Gesundheit bezahlen. Über die moralischen und gesellschaftlichen Kosten haben wir hingegen immer noch nicht ausreichend nachgedacht.


Gier nach immer mehr von allem ist die eigentliche Ursache der Naturzerstörung, der Erderwärmung, der Zerstörung der Biodiversität.

Auf welchen Werten wollen wir eine bessere Wirtschaft aufbauen?




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