Nature Justice
- Andreas Sternowski
- 8. Mai 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Feb.
Wenn wir „Climate Justice“ rufen, wen meinen wir? Meinen wir das Klima? Meinen wir die Natur? Oder meinen wir uns Menschen?

Menschenzentrisches Denken
Wenn wir „Climate Justice“ sagen, meinen wir gleiche Rechte für alle Menschen auf dem Globus im Kontext der Erderwärmung. Wir meinen nicht den Globus selbst. Wir meinen nicht die Gerechtigkeit für Delfine, Füchse und Schmetterlinge. Wir meinen nicht unseren lebenden Planeten.
Anthropozentrisches Denken ist der Kern unseres Umweltproblems. Es ist leider die Basis unserer westlichen Kultur. Sie wurde mit dem Blick auf die Bedürfnisse und Rechte des Individuums aufgebaut. Das Gemeinwohl ist in dem Denken, das wir geerbt haben, zweitrangig; das Wohl der anderen Lebewesen kommt so gut wie nicht vor.
Solange wir egoistisch denken, wird die Zerstörung unseres Zuhause weitergehen.
Solange wir formell und persönlich die Rechte der Natur nicht als gleichwertig anerkennen, werden wir weiterhin das Leben auf der Erde zerstören. Warum? Weil unser Handeln zwangsläufig unseren Überzeugungen und Denkmustern folgt. Und das Resultat ist wirklich beeindruckend: Nur noch 36 % der Landfläche auf dem Globus sind wenig zerstört, die Versauerung der Meere hat seit der industriellen Revolution um 30 % zugenommen und jede Stunde sterben drei Arten aus – für immer!
Es darf nicht darum gehen, den Schaden zu begrenzen. Das wird nicht reichen. Wir müssen uns als ein Teil der Biosphäre der Erde begreifen, als ein Teil des Ganzen. Die anderen Lebewesen haben ebenfalls ein grundsätzliches Recht zu leben. Wir sind nicht ihre Herrscher und Nutznießer, sondern Brüder und Schwestern innerhalb einer alles umspannenden Familie.
Ja, wir dürfen uns als Primi inter Pares betrachten – aber wir dürfen nicht alles verbrauchen und anschließend wegschmeißen. Unsere Rolle legt uns Verantwortung auf.
Wir haben die Verantwortung
Weil wir denken, konnten wir eine Zivilisation aufbauen, die die Natur zerstört. Weil wir denken, sind wir in der Lage, unsere Fehler zu korrigieren.
Vor allem aber haben wir Verantwortung für den lebenden Planeten – eben weil wir denken können. Unsere Brüder und Schwestern Tiere und Pflanzen sind den Folgen unserer Handlungen ausgeliefert. Sie können nichts unternehmen. Wir müssen es tun.
Unser Begriff der Gerechtigkeit muss auf alles Leben ausgeweitet werden!
Eine bessere Welt müssen wir aufbauen
Unsere Kinder haben uns gezeigt, wie es geht, als sie „Climate Justice“ schrien. Wir müssen uns empören!
Hinter dem egozentrischen Denken, das wir geerbt haben, stehen mittlerweile handfeste Interessen des Kapitals und etlicher Machthaber. Mit sanften Wortmeldungen ist es nicht getan!
Wir müssen uns empören! Mit braven Wortmeldungen ist es nicht getan!
Noch viel schlimmer: Unser egozentrisches Denken ist die Basis unserer auf Konsum fußenden Lebensweise. Darin stecken wir alle bis zu den Ohren. Wir wollen von dem, was wir haben, nichts abgeben – seien wir da doch vor uns einmal ehrlich.
Das müssen wir ändern. Das bedeutet, wir müssen an unser Denken, an das Denken der Menschen ran: an unser Weltbild, an unser Menschenbild, an unsere Lebensentwürfe, an unsere Vorstellung vom guten Leben, an unsere Lebensziele. Das wird niemand für uns tun. Wir, die Menschen, Sie und ich, müssen es anpacken.
Lass uns ab heute anders denken. Und lass uns handeln!
Andreas Sternowski ist Verleger im Continentia Verlag, wo er Bücher über den Wandel zur Nachhaltigkeit und Verantwortung publiziert. Seine Vision ist eine Gesellschaft, die auf gerechtem und bereicherndem Miteinander und auf Harmonie mit der Natur beruht.
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Es gibt Länder, in denen man getötet wird, wenn man gegen die Umweltzerstörung protestiert. In 2020 wurden weltweit mindestens 212 Umweltschützer getötet worden. Außerdem werden Umweltschützer in vielen Ländern bedroht, verleumdet und vor Gericht gebracht.
Die meisten von ihnen haben gegen die Ausrottung der letzten Urwälder protestiert. Wir müssen es uns immer wieder vor Augen führen, dass diese Wälder zum großen Teil zerstört werden, um unseren übertriebenen Konsum zu befriedigen.
Und denken Sie nicht, dass die Naturschützer in Europa nicht vor Gericht gebracht werden. Es gibt neulich in Europa einen Trend, Organisationen und Menschen, die gegen Zerstörung der Natur protestieren, auf diese Weise einzuschüchtern. Diese Aktivisten brauchen einen Rückenwind aus der Mitte der Gesellschaft!