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Alan P. Stern

Lehren für den Wandel

Aktualisiert: 3. Dez. 2024


Es gibt nur einen Wandel in der Welt, und er findet statt, wenn wir uns selbst wandeln.


ein wirklich glücklicher Mensch


Ich habe gerade das wunderschöne kurze Buch „Teachings for Transformation“ von Paramahamsa Prajnanananda gelesen. Der Autor reflektiert dort die Verse 7 bis 11 aus dem 13. Kapitel der Bhagavad Gita, in denen zwanzig spirituelle Qualitäten aufgezählt werden, die von jedem Wahrheitssuchenden befolgt werden müssen. Das Buch endet mit sieben Empfehlungen des Autors für ein Leben in Frieden, Glückseligkeit und Freude, über die ich kurz mit Ihnen nachdenken möchte. Es ist sozusagen mein kleines Weihnachtsgeschenk an Sie.


Live a simple but disciplined life.

1. Führe ein einfaches, aber diszipliniertes Leben.


Wann ist unser Leben einfach? Wenn es nicht mit Gegenständen und Sinnesreizen überfüllt ist. Wenn wir uns mit vielen Sachen umgeben, nehmen allein schon das Ordnung- und Sauberhalten viel Zeit in Anspruch. Ständige Reize fürs Ohr und Auge berauben uns der Schlichtheit der Stille und Ruhe. Beides zerrt uns aus der Einfachheit des Selbst in die Komplexität der Außenwelt hinaus. Wahrheit, Liebe, Glück sind einfach. Das Durcheinander und die Überflutung mit Signalen aus dem Umfeld stehlen uns diese drei Schätze. Glück und Erfüllung wohnen in unserem inneren Universum, nicht da draußen. Einfaches und ruhiges Umfeld hilft uns deswegen, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.


Und wenn wir einfach leben, haben wir bereits einen großen Teil der postulierten Selbstdisziplin umgesetzt. Weil das Gewissen nicht übertönt und überschüttet ist, handeln wir auch richtiger. Ein ruhiger Geist entscheidet außerdem besser, und wir werden bei unseren Unterfangen erfolgreicher. Wenn wir täglich zur selben Uhrzeit aufstehen und schlafen gehen, einen Rhythmus beim Arbeiten, bei Mahlzeiten, bei Bewegung an der frischen Luft einhalten, werden unser Körper und unser Geist gesünder. Tägliches Gebet und Meditation (wie Paramahamsa Prajnanananda es immer wieder betont) geben uns auch die notwendige Nahrung für die Seele. Wir wachsen in allen Dimensionen unserer Menschlichkeit.


Put a ceiling on desires and ambitions.

2. Setze den Wünschen und Ambitionen eine Obergrenze.


Wir wollen immer mehr von dem, was uns angenehm ist, was uns Freude bereitet. Man kann allerdings Wünsche und Begehrlichkeiten auf diese Weise nicht befriedigen. Es ist wie der Versuch, Feuer mit Brennstoff zu löschen. Und weil die Erwartung mit jeder Befriedigung wächst, werden wir dabei gar nicht glücklicher – im Gegenteil. Die Lösung lautet: aus diesem Teufelskreis aussteigen. Weniger Wünsche machen außerdem unser Leben einfacher und nehmen uns den Druck weg, immer mehr verdienen zu wollen. Wenn man zu jeder Zeit mit dem zufrieden ist, was man hat, ist man zu jeder Zeit glücklich.


Das Gleiche gilt für unsere Ambitionen. Sie bewirken, dass wir immer mehr arbeiten, unter Spannung und unzufrieden sind. Und weil angespannte, unzufriedene Menschen, die dazu noch besser als die anderen dastehen wollen, von ihrem Umfeld nicht gemocht werden, erreichen sie weniger, weil die anderen sie nicht unterstützen. Die Zufriedenheit mit dem Erreichten verfliegt sowieso schnell, was uns dazu anspornt, noch mehr erreichen zu wollen – ein weiterer Teufelskreis. Wenn wir ein glückliches Leben führen wollen, müssen wir unseren Wünschen und Ambitionen eine Obergrenze setzen.


Keep God as the goal.

3. Hab Gott als dein Ziel.


Was ist das Ziel des Lebens? Wir alle machen irgendwann die Erfahrung, dass die Familie, ein schönes Haus, ein luxuriöser Urlaub und ein prall gefülltes Bankkonto uns nicht dauerhaft glücklich machen können. Egal wie viel Wohlstand und Anerkennung wir bekommen haben, spüren wir immer noch eine Lücke, die uns weitersuchen lässt. Gott ist der Name dieser Lücke.


Der Weg zum Ziel menschlichen Lebens führt damit über das innere Terrain, über das Universum im Inneren. Nennen Sie diesen Weg und dieses Ziel, wie Sie wollen. Diejenigen, die am Ziel angekommen sind, nennen beides meistens Gott.


Die Aufforderung, Gott als Ziel zu haben, bedeutet nichts anderes als: „Lebe zielgerichtet.“ Wir gehen so oft Umwege. Dadurch verlieren wir das Kostbarste, was uns gegeben wurde: unsere Zeit. Diejenigen, die direkt auf das Ziel zugehen, erreichen es am schnellsten.


Love the entire creation as the living presence of God.

4. Liebe die gesamte Schöpfung als lebendige Gegenwart Gottes.


Für mich persönlich bedeutet diese Aufforderung die Essenz der wunderbar klaren und einzigartigen Philosophie des Advaita Vedanta. Diese Philosophie ist einzigartig, weil sie alle Fragen, die sich ein suchender Mensch auf seinem Weg stellen kann, beantwortet. Für einen vollendeten Yogi wie Paramahamsa Prajnanananda ist dieser Satz ein Ausdruck einer immerwährenden Erfahrung.


Sie können diesen Ratschlag aber auch ganz pragmatisch betrachten. Wie wäre die Welt, wenn alle in ihren Nächsten die Präsenz Gottes sehen würden? In welchem Zustand würde sich unsere heute so gebeutelte Natur befinden, wenn alle das Leben als heilig betrachten würden? Wäre es eine bessere Welt? Falls ja, ist diese Aufforderung auf jeden Fall richtig.


Live with prayer and meditation and surrender everything to God alone.

5. Lebe mit Gebet und Meditation und überlasse alles Gott.


Wir müssen nicht mal auf Yoga und Vedanta zurückgreifen, um die Wahrheit hinter dieser Aufforderung zu verstehen. Schauen Sie zum Heiligen Franz von Assisi (oder zu einem anderen christlichen Heiligen oder einer christlichen Mystikerin Ihrer Wahl). Sie alle haben genau auf diese Weise besonderes Glück und einzigartige Erfüllung erreicht.


Der Ratschlag, alles, was wir tun, Gott zu widmen, hat auch einen ganz praktischen Effekt. Wenn wir uns bemühen und dabei alles, was uns möglich ist, geben, den Erfolg oder Misserfolg aber Gott überlassen, ersparen wir uns ein aufgeblasenes Ego oder den Schmerz der Niederlage. Probieren Sie es aus! Alles wird Ihnen leichter fallen, und Sie werden erfolgreicher in allem, was Sie tun.


See God in all and all in God and do not have slightest dislike toward anyone in any way.

6. Siehe Gott in allen und alle in Gott und hege nicht die geringste Abneigung gegen irgendjemanden.


Alle Religionen der Welt vertreten das Ideal, anderen nicht schaden zu wollen und sie als Brüder und Schwestern zu betrachten. In Indien heißt dieses Ideal Ahimsa: niemanden verletzen wollen, ob in Gedanken, Worten oder Taten. Jemand, der versucht, in den anderen das Göttliche zu sehen, wird automatisch Ahimsa praktizieren.


Stellen Sie sich die Gesellschaft vor, in der alle dies versuchen. Es klappt nicht immer – wir sind immer noch Menschen und unvollkommen –, aber alle versuchen es immer wieder aufs Neue. Wäre das eine Gesellschaft, in der Sie leben wollen? Würde diese Einstellung die Gemeinschaft begründen, die wir unbedingt brauchen, um unsere dringenden Probleme zu lösen?


Live a life of understanding, prayer, meditation, and service to the entire creation without any attachment or expectation.

7. Lebe ein Leben des Verständnisses, des Gebets, der Meditation und des Dienstes an der gesamten Schöpfung ohne jegliche Anhaftung oder Erwartung.


Sie merken es: Paramahamsa Prajnanananda fasst nun alle seine Ratschläge in einem Satz zusammen. Dieser Satz kann auch als ein Weihnachtswunsch an uns alle verstanden werden. Oder als ein Gebet.


Alles Gute zu der Geburt des Erlösers und ein besseres, klügeres und glücklicheres Jahr für uns alle.

Alan


Alan P. Stern ist ein Systemdenker und praktischer Philosoph. Akademisch in naturwissenschaftlichen wie auch in praktisch-wirtschaftlichen Fächern ausgebildet, arbeitete er als Manager und Unternehmensberater.

Im Jahr 2019 erschien sein Buch „Redesigning Civilization; wie erschaffen wir die westliche Zivilisation neu?“


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