Alan P. Stern hat für die 2. überarbeitete Auflage seines Buches "Redesigning Civilization" zwei Stories über unsere Zivilisation geschrieben: eine, die den derzeitigen Stand beschreibt, am Anfang und eine, die uns Hoffnung gibt, zum Schluss des Buches. Wir zitieren die hoffnungsvolle Story in diesem Artikel.
Die hoffnungsvolle Story unserer Zivilisation
Gott erschuf den Menschen. Er ließ sich dafür Zeit. Er zündete zuerst das Universum; es ist fast 14 Milliarden Jahre her. Nach 100 Millionen Jahren bildeten sich die ersten Sterne. In einem langen Prozess entstanden aus unvorstellbar vielen dieser Sterne unvorstellbar viele Galaxien. Und irgendwann, nach neun Milliarden Jahren, erwuchs aus einer Wolke Staub die Erde. Danach dauerte es eine weitere Milliarde Jahre, bis auf der Erde das biologische Leben begann. Vor eineinhalb Milliarden Jahren bildeten sich die ersten Mehrzeller, aus denen sich die unbegreiflich große Vielfalt der Natur entwickelte. Aus ihr ging, vor hunderttausend Jahren, der Mensch hervor.
Er richtete sich auf und blickte gen nächtlichen Himmel. Die unendliche Schönheit des Himmels spiegelte sich in seiner Seele. Er fing an, nach der Quelle dieser Unendlichkeit und Schönheit zu suchen. Er nannte sie Gott. Einmal saß er mit seiner Familie am Feuer und die Mutter erzählte, wie so oft, eine Geschichte. Diesmal ging es darum, wie Gott die ersten Menschen schuf. In dieser Geschichte sprach Gott zu ihnen: „Ich gebe euch die Fähigkeit, zwischen richtig und nicht richtig zu unterscheiden. Nutzt sie und lebt glücklich. Kümmert euch aber um die Fische des Meeres, um die Vögel des Himmels, um die Tiere, die sich auf dem Boden regen, und um die ganze Erde. Ihr gehört zusammen.“ Die Menschen taten es und erzählten ihren Kindern und Enkelkindern über Gottes Auftrag. Irgendwann jedoch dachte eins der Kinder bei sich: „Ist das wahr? Gibt es einen Gott, der meinen Vorvätern diese Verantwortung auferlegt hat? Das glaube ich nicht.“ Und er fing im Stillen an, die Reichtümer der Erde an sich zu nehmen und zu horten. Die anderen sahen, dass er durch sein Handeln unnötiges Leid den Schwestern Pflanzen und den Brüdern Tieren bereitete. Sie merkten auch, dass dieses Verhalten Unfrieden unter den Menschen brachte, und gingen von ihm fort. Und so blieb der eigensüchtige, gierige Mensch alleine, starb alleine und verstand, dass er nichts von seinem Reichtum mitnehmen konnte. Mutters Geschichte endete mit der Warnung davor, den Auftrag Gottes an die Menschen zu missachten. Die Geschichte gefiel allen und wurde weit und breit erzählt.
Und so blieb es lange, sehr lange. Es kam aber eine Zeit, in der diese Warnung in den Wind geschlagen wurde. Die Menschen fingen an, sich Land und Tiere, Gold und andere Menschen einzuverleiben. Sie lehrten ihre Kinder, zuerst an sich selbst zu denken, den Reichtum zu vermehren und so viele Sachen wie möglich zu kaufen. Nachdem das Land und die Tiere der Erde verteilt waren, fing der Mensch an, die unter der Erde und in den Ozeanen versteckten Reichtümer an sich zu nehmen, bis es für die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, die Tiere, die sich auf der Erde regen, und für die Menschen, die dem Ruf nach Reichtum nicht folgen konnten oder wollten, keinen Platz mehr gab. Und mit all seinem Reichtum merkte er, dass er einsam war, getrennt von den anderen, getrennt von seiner Mutter Natur, getrennt von dem Heiligen, das nicht besessen werden kann, getrennt vom Sinn, der in seinem Inneren wohnte, wo es aber nichts zu holen gab. Der Mensch schaute nicht mehr gen Himmel, sondern auf einen Bildschirm, auf dem sich eine von ihm kreierte Welt regte, die ihn jetzt mehr faszinierte als die Natur. In dieser Welt gab es viel, was er noch nicht hatte, und so wurde er noch gieriger und egoistischer.
Da spürten aber einige Menschen, dass an der Bildschirmwelt etwas faul war. Sie schauten auf die übrig gebliebenen Schwestern Pflanzen und Brüder Tiere, und ihre Herzen bluteten. Als sie in die Tiefe ihrer blutenden Herzen schauten, sahen sie, dass sich dort die unendliche Schönheit des Himmels spiegelte. Sie entschieden sich, in dieser Tiefe und gemeinschaftlich in Harmonie mit der Natur zu leben. Als die Katastrophen kamen, waren sie es, die überlebten, weil sie füreinander da und genügsam waren. Sie waren weise und sanftmütig, und so wurde die Welt, die sie aufbauten, weise und sanftmütig. Sie lebten in dieser Welt zusammen mit den Schwestern Pflanzen und den Brüdern Tieren, immer zu Hause in den Tiefen ihrer Herzen. Und Gott sah, dass diese Welt gut war, und lächelte.
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